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Vortrag

Warum ein Graphic Recording auch immer erklärt werden sollte

Ein Graphic Recording ist oftmals ein sehr kompliziertes Kunstwerk. Eine abschließende Erklärung vor Publikum ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch wichtig.

Als ich vor vielen Jahren mit der Live-Visualisierung auf Veranstaltungen anfing, war ich mehr ein nettes Gimmick, jemand der lustig zeichnet und visuelle Unterhaltung in den Tag bringt. Teilnehmer fanden das Bild interessant, lustig oder einfach nur schön, aber ich blieb eine Randerscheinung. Das Bild hatte keinen Platz in der Veranstaltung und so war das Graphic Recording zwar da, aber nicht wirklich im Bewusstsein der Teilnehmer. Schade um die Zeit und auch schade um das Geld, dachte ich oft.

Mein Vorschlag

Irgendwann habe ich angefangen den Organisatoren vorzuschlagen, ob ich das Bild nicht auch erklären könnte? Anfangs erntete ich eher ungläubiges Staunen: „Können Sie das überhaupt?“ „Wollen Sie wirklich vor den Teilnehmern sprechen? Auf der Bühne?“ „Das ist aber auf Englisch!“ „Mehr als 15 Minuten können wir Ihnen aber nicht geben!“ Doch das Feedback der Teilnehmer zeigte mir, wie wichtig die Erklärung ist.

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Ich stehe auf der Bühne mit den Vorständen und erkläre mein Bild. Eine Kamera zeigt die Details auf Großleinwand. Im Podium sitzen ca. 250 Teilnehmer aus aller Welt.

Wie es heute ist

Heute biete ich die Erklärung immer mit an – und meist wird sie auch gebucht. Wenn es dann soweit ist, wird das Bild über eine Kamera übertragen.

Oder ich fotografiere das Bild bzw. Ausschnitte daraus vorher ab und zeige sie über den Beamer in maximaler Größe. Dabei erkläre ich nicht nur das Bild, sondern ich erzähle eine Geschichte, spanne den Bogen zu globalen Trends, lasse alles einfließen, was ich der Welt der Unternehmen so erlebt habe.

Manchmal stehe ich im Dialog mit der Geschäftsführung, manchmal mit dem Moderator, meist aber gehört mir die Bühne ganz allein.

Feedback der Teilnehmer

Interessant ist immer das Feedback der Teilnehmer am Ende der Veranstaltung:

Ihre Zusammenfassung war für mich extrem wichtig. Durch die Erklärung hat das Bild für mich an Bedeutung gewonnen und ich habe verstanden, warum sie die Dinge so gezeichnet haben.

Sie haben die Balance gehalten zwischen humorvoller Unterhaltung und den Finger auf die Wunde legen.

Ihre Bilder sind lustig und unterhaltsam, und gleichzeitig treffen Sie immer den Punkt.“

Einmal meinte jemand zu mir:

Sie waren für mich wie Gerhard Polt!

Fazit

Ob der Gerhard Polt ein Kompliment war, weiß ich nicht. Doch eines habe ich gelernt: Ein Bild sagt zwar mehr als 1000 Worte, aber auch ein Bild muss erklärt werden. In der Kunst ist es nicht anders, und dort gibt es den Audio-Guide oder die Museumsführung.

Mehr zu meinem Angebot an Graphic Recording

Von Dr. Wolfgang Irber

Wolfgang Irber ist freiberuflicher Illustrator. Als beratender Zeichner gestaltet er große Bilderwelten für die Visionskommunikation an die Mitarbeitenden. Auf seinem Blog, auf LinkedIn und Instagram berichtet er regelmäßig über seine Erfahrungen und reflektiert seine Beobachtungen mit spitzem Stift. Frei nach dem Motto: "Mit einem Bild vor Augen sieht man mehr."