Kategorien
Illustration

Vom Podcast zum Poster: Post-Graphic Recording für die GIZ und die besondere Herausforderung

Ein Graphic Recording kann auch danach aus einer Audioaufnahme entstehen. Ist das einfacher oder schwieriger? Meine Erfahrungen…

Als selbständiger Illustrator gibt es ständig etwas Neues, Unerwartetes, Spannendes. Man lernt nie aus. Routine kommt so gut wie nie auf.

Ein guter Kunde bat mich vor kurzem, ein Graphic Recording einer Plenumsdiskussion im Nachgang auf Basis der Audio-Aufnahmen zu erstellen. Ich dachte: Podcast anhören und das Recording erstellen, alles ganz einfach. Ob ich dabei bin, oder nur den Podcast höre, was macht das für einen Unterschied? Schon oft hatte ich ein Poster im Nachgang erstellt, war aber immer jedes Mal auch auf der Veranstaltung vorher dabei gewesen.

Ein Post-Graphic Recording stellt ganz andere Anforderungen dar.

Frisch aus dem Urlaub zurück hatte ich dann den Link zum Podcast in der Inbox. Doch beim ersten Hören merkte ich schon… das wird gar nicht einfach. Dreimal habe ich mir alles angehört, mitgeschrieben, gekürzt, mit mir gehadert, gezweifelt, die Notizen immer und immer wieder durchgelesen.

Warum?

Auf einer Veranstaltung beim Life-Recording wird der Gesprächsverlauf mit Hilfe von Kernaussagen protokolliert. Es ist gut so, wie es ist. Das Poster entsteht im Moment. Und da wird nichts geändert. So wie es aufs Papier kommt, so bleibt es. Ein Dokument, das im Jetzt und Hier entsteht.

Aber hört man sich alles im Nachhinein an, mit Zeit und Muse, merkt man wie verwirrend und ausweichend oftmals manche Antworten sind. Dazu kommt: ein Poster, das im Nachgang entsteht, erfährt auch nicht mehr die Nachsicht einer Livezeichnung. Es wird eine Aufarbeitung der Inhalte erwartet, eine Gewichtung und Sortierung. Ein roter Faden. Diplomatische Korrektheit. Und plötzlich wird der fehlende Sachverstand bei mir sichtbar. Ausweg? Da bleibt nur der Sprung ins kalte Wasser und viel Kommunikation mit dem Kunden.

…und plötzlich muss es auch diplomatisch korrekt sein…

Erster Entwurf, mit dem Kunden gesprochen, viele Änderungen erhalten, zweiter Entwurf, wieder Änderungen, dritter Entwurf, kaum mehr Änderungen, Reinzeichnung, nochmals Diskussion zu Kleinigkeiten, dann Abschluss. Zwei Arbeitstage hatte ich veranschlagt, geworden sind es drei, verteilt über 5 Arbeitstage. Da die Planung aus dem Ruder lief habe ich überall  gearbeitet, sogar im Flugzeug. Dafür habe ich viel gelernt. Auch der Kunde. Gottseidank war der Kundenkontakt sehr angenehm und konstruktiv. Wir beide waren am Schluss mit dem Ergebnis zufrieden. Hoffentlich ist es auch der finale Empfänger in Afrika. Ich bin gespannt.

Nachtrag am. 24. Juli 2017: Der Kunde hat mich informiert, dass das Poster sehr gut angenommen wird. So gut, dass er es auch in einem Mailing verschicken möchte und dafür eine Email-taugliche Variante braucht. Mehr Lob kann man nicht erwarten!

> ein weiterer Auftrag für die GIZ

Von Dr. Wolfgang Irber

Wolfgang ist Illustrator im B2B-Bereich und überzeugter Surface-Pro-User. Er visualisiert Visionen & Strategien, leitet und illustriert Workshops, begleitet Führungskräfteseminare, unterrichtet Sketchnoting und erklärte die kreative Nutzung eines Surface in Kursen.
Sein wichtigste Arbeitsmittel ist immer der Stift. Ob auf Papier oder digital auf seinem Surface. Im Blog, auf LinkedIn, Instagram, Twitter und Facebook berichtet er mit spitzem Surface Pen regelmäßig über ganz persönliche Erfahrungen aus der Welt der Illustration und der Digitalisierung.