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Mein Arbeitsplatz mit dem Surface |
Kaufentscheidung
Schon seit längerem suche ich ein Tablet, das auf Reisen mein Notebook für Arbeit und Entspannung ersetzen soll. Mehr als Email, Kalender, Internet, vollständige Kompatibilität zu Word, Excel, Powerpoint, OneNote, Abspielmöglichkeit meiner Musiksammlung auf langen Zugreisen, einen großen Bildschirm (größer als mein Smartphone) zum Zeigen meiner Portfolios Fotos und eine Laufzeit von einem Tag brauche ich nicht. Dazu: einen USB-Port und die Möglichkeit zur Speichererweiterung. Vor allem der USB-Port war Pflicht. Oft brauche ich einen Drucker oder muss einen USB-Stick anschließen.
Die Geräte von Apple schieden damit aus. Die Geräte auf Android-Basis konnten mir die Office-Kompatibilität nicht vollständig gewährleisten. Zudem finde ich Android im Design zu barock. Und ich mochte kein Tablet mit Plastikfeeling. Viele Tablets hatte ich mir angesehen, mit Android und auch mit Windows RT, aber der Kunststoff hatte mich immer gestört, ob von Asus, Acer, Samsung oder Dell.
Erster Eindruck
Hochwertig. Haptisch ein Genuss. Der Bildschirm könnte von mir aus matt sein, aber glänzend geht auch. Der Bootvorgang ist schnell, das Einschalten nach dem Ausschalten geht reibungslos. Es ist ein Vergnügen, sofort auf Emails und Internet zugreifen zu können. Das geht zwar mit dem Handy auch (Nokia Lumia 800), aber in meinem Alter beginnt man einen größeren Bildschirm zu schätzen. Schärfe und Brillianz des Bildschirms sind in Ordnung. Natürlich ist das iPad mit Retina-Display eine andere Klasse.
Im Gebrauch
Ich habe Windows 8 auch auf dem normalen PC und finde es ganz gelungen. Aber erst auf einem Tablet kommt es zur Geltung. Die Wischgesten (Charms) machen Sinn. Hat man das Prinzip kapiert, geht es leicht von der Hand. Die Bedienung ist flüssig. Erst ab zu vielen offenen Apps fängt ein leichtes Stottern an.
Alles was ich wollte und meine Kaufentscheidung beeinflusst hat, funktioniert. Die Laufzeit ist völlig in Ordnung. Einen Tag komme ich locker damit aus. Manchmal wünsche ich es mir etwas leichter, aber das iPad ist nicht weniger gewichtig.
Über das Microsoft-Konto und Skydrive habe ich alle Emails, Kalendereinträge, Kontakte und wichtige Daten immer verfügbar. Mehr wollte ich nicht, aber auch nicht weniger.
Auf Reisen gehe ich über mein Handy ins Internet. Funktioniert problemlos. Sehr praktisch ist dabei die Möglichkeit, in Windows 8 Hintergrundaktivitäten wie Updates etc. über eine Telefonverbindung zu verbieten. Schlau gemacht.
Von der Größe her ist es in Ordnung, es könnte aber einen Tick höher sein. Das 16:9-Format ist vielleicht für Filme ideal, für produktives Arbeiten und Internetbrowsen eher nicht. Für hochformatiges Browsen wird die Schrift durch den schmalen Platz zu klein. Aber das nur am Rande.
Das Tippen mit dem Touchpad ist gut, wenn man sich daran gewöhnt hat. Zu Hause verwende ich es nie, da reicht die interne Tastatur. So nehme ich das Touchpad nur auf Reisen. Vielleicht hätte ich eher das Typepad mit richtigen Tasten nehmen sollen? Dennoch war ich erstaunt wie gut sich mit dem Surface, aufgeklapptem Kickstand und Touchpad auf den Knien im Flieger oder im Zug tippen lässt. Das hatte ich so nicht erwartet.
Windows RT
Wie ich schon sagte, auf einem Tablet macht Windows 8 erst richtig Sinn. Das Konzept ist gelungen, das Design gut. Den Start-Button vermisse ich überhaupt nicht. Der Startdesktop ist sehr flexibel den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Alles was ich brauche ist sofort verfügbar. Die Livetiles sind praktisch und ich möchte Sie nicht mehr missen. Ein Blick auf den Startdesktop und ich weiß, was los ist. Allerdings habe ich ein paar der Livetiles deaktiviert. Es war zu viel Geflacker.
Windows RT hat auch immer noch den klassischen Desktop, der wie beim normalen PC funktioniert und einen in die Tiefen des Betriebssystems gelangen lässt. Selbst die Bedienung per Finger ist ok, sofern man die Skalierung auf 125% hochstellt. Vor allem hat man damit ein vollwertiges Dateisystem. Das haben weder iPad noch Android-Tablets.
Der App-Store
Nun ja. Ich würde sagen, mit jedem Tag wird er besser. Allerdings bin ich kein Spielertyp und wie viele sozialen Netzwerke und Nachrichtenapps kann ich denn wirklich verdauen und gebrauchen? Es gibt auch noch ein Leben neben dem Tablet.
Am Anfang habe ich ständig neue Apps installiert. Mittlerweile mache ich das nur noch selten. Denn die meisten Apps habe ich dann doch nicht verwendet. Für die Nachrichten reichen die vorinstallierten Bing-Apps mit allgemeinen News, Finanz- und Sportnachrichten fast aus. Gelungen finde ich auch den Münchner Merkur für die regionalen Nachrichten aus Bayern. USA-Today und BBC-News sind gut gemacht, die vorinstallierte Bing-Karten-App ist sehr gut, aber dann ist mein Bedarf auch schon gedeckt. Mehr aus spielerischen Gründen habe ich mir den Atlas von National Geographic geholt. Ich liebe es, die Erdkugel zu drehen und in einem Land zu „landen“ und virtuell zu reisen. Gleiches gilt für den „Sternen Atlas“. Selbst den Kindern konnte er ein „Wow, cool!“ entlocken.
Auf Zugreisen kritzle ich gerne mit dem Malprogramm Fresh Paint von Microsoft. Erstaunlich, wie gut die Ölfarben umgesetzt sind.
Ach ja, ein Kochbuch habe ich aus Interesse herunterladen, COOK BOOK, und war positiv überrascht.
Ansonsten weiß ich immer nicht, wie viele Apps braucht denn ein Mensch? Mir ist oft ein vernünftiges Browserinterace lieber, als eine lieblos programmierte App.
Eine App für soziale Netzwerke scheint es nicht zu geben, kein Facebook, kein Xing, kein Linkedin, aber der Browser tut es auch. Über die ins System integrierte Kontakte-App lässt sich ein Kontakt mit Facebook herstellen und das funktioniert dann wie eine Facebook-App für die wichtigsten Grundfunktionen. Für mich völlig ausreichend.
Hat es meinen Alltag verändert?
Auf Reisen absolut. Es hat meinen Rucksack deutlich leichter gemacht. Und Zugreisen erträglicher und unabhängig von der Steckdose. Selbst das Lesen von Büchern geht gut, auch wenn ich das lieber auf dem Handy mache, da es leichter ist. Zu Hause stöbere ich gerne im Internet und auf Wikipedia. Das Zeitungslesen auf Papier hat es nicht ersetzt, nur ergänzt. Häufig bleibt mittlerweile der PC aus, das Surface reicht völlig aus.
Resümee
Das allgemeine Klagen und Jammern zu Windows RT und dem eingeschränkten Appstore kann ich verstehen, aber nicht nachvollziehen. Für mich ist immer die Überlegung: was brauche ich wirklich? Die lange Laufzeit von gut 9 Stunden finde ich mittlerweile extrem wichtig. Ganz nett wäre ein vollwertiges Outlook, wenn auch die vorhandene Kalender-Kontakte-Email-App soweit ok ist. Am Kalender könnte Microsoft noch etwas arbeiten und die Übersichtlichkeit verbessern. Was ich persönlich vermisse ist eine gutes Scribbelprogramm wie Artrage in der Vollversion.
Ansonsten: für einen ersten Entwurf schon ziemlich gut gelungen. Ich bin gespannt auf die kommenden Generationen: sowohl was die Hardware als auch die Software angeht.
Und noch etwas. Was wirklich fehlt, ist eine vollwertige Skydrive-App, die auch die Synchronisation der Ordner übernimmt. Nicht nur den Zugriff. Da muss Microsoft nachliefern. Angeblich gibt es eine Drittanbieter-App, die das gut regeln soll.
Würde ich es mir wieder kaufen? Ja!
Wolfgang Irber – www.wirber.de