Ein Blick über die Zaungrenzen
Christine Dubach, bekennendes Apple-Fangirl aus Basel in der Schweiz, und Wolfgang Irber, Microsoft-Fanboy aus Neubeuern in Süddeutschland, haben sich getroffen, um beide Geräte und ihre Arbeitsweisen zu vergleichen.
Beide wollten verstehen, wie sich iPad und Surface im Vergleich schlagen, völlig frei von emotionalen Fan-Vorlieben, auch wenn es schwerfiel. Christine und Wolfgang arbeiten im Bereich der visuellen Kommunikation, erstellen Illustrationen und Visualisierungen und verwenden ihre Tablets mit Stift seit vielen Jahren zum Zeichnen und zum allgemeinen Arbeiten.
Christine nutzt als iPad ein iPad Pro 12.9“ der 3. Generation mit 256 GB Speicher. Wolfgang besitzt ein Surface Pro 6 (12,3“) mit i7-Prozessor, 16 GB RAM und 512 GB SSD.
Unterstützt im Blick über die Zaungrenzen werden sie von Demetrius Rinderknecht, Manager bei der Schweizerischen Post, und Roz Hall, einem Künstler aus England. Beide kennen sowohl die Apple- als auch die Windows-Welt sehr gut und haben im Laufe ihres Computer-Lebens immer wieder das “Lager” gewechselt. Demetrius ist zurzeit wieder überzeugter Apple-Fan, während Roz gerne komplett zum Surface wechseln würde, wenn es denn seine Lieblingsapp Procreate auch für Windows gäbe.
Wie arbeitet Christine mit dem iPad?

Für Christine ist das iPad ein externes Zeichenpad, auf dem vorwiegend über die Zeichen-App Procreate alle digitalen Visualisierungen erstellt werden. Neben dem Stift nutzt sie die handelsübliche Apple-Tastatur für das iPad. Über AirDrop werden die auf dem iPad erstellten Visualisierungen häufig an das iPhone oder an das MacBook bzw. an den iMac zur weiteren Bearbeitung bzw. zur Ablage und zum Versand an den Kunden übergeben.
Alles andere wird größtenteils über den „PC“ erledigt, vor allem, wenn Christine in ihrem Büro arbeitet. Christine arbeitet also in der Realität mit zwei Geräten (iPad + MacBook) bzw. seit Kurzem sogar mit drei Geräten (iPad + MacBook + iMac).
Unterwegs ist oft das iPad dabei, bei Kundentreffen häufig auch noch das MacBook. Christines Arbeitsweise ist damit der von Roz sehr ähnlich.
Für Einträge in Listen, dem Schreiben von E-Mails oder dem Erstellen von Notizen nutzt sie fast immer die virtuelle Tastatur auf dem iPad (Touch) oder die externe Tastatur. Selten wird dafür der Stift eingesetzt, außer bei der Notizen-App von Apple. Das gewohnte 10-Finger-System ist gegenüber dem Stift im Vorteil, daher kommt der Stift für solche Arbeiten, wie bereits erwähnt, nur selten zum Einsatz.
Das iPad war für mich das Tor zur Welt des digitalen Visualisierens und ist die Grundlage für meine Selbständigkeit.
Christine Dubach
Wie arbeitet Wolfgang mit dem Surface?

Für Wolfgang ist sein Surface das alleinige Gerät, auf dem alles erledigt wird.
Im Büro ist das Surface über eine Dockingstation mit einem großen Monitor verbunden. Das Surface selbst wird dabei meist als dunkles, vor ihm liegendes Zeichenpad verwendet, d.h. Inhalte sind nur am großen Monitor sichtbar, mit dem Stift wird am Surface gezeichnet, geschrieben oder mit den Fingern gewischt und gezoomt. Mit der linken Hand wird dabei die Tastatur bedient, mit der rechten Hand der Stift und die Maus, so kommt es zu keinen Verspannungen (siehe Punkt Ergonomie unten).
Für Videokonferenzen wird der Projektionsmodus auf „erweitert“ umgestellt, so dass der Bildschirm des Surface und des externen Monitors genutzt werden können. Skizzen in Konferenzen und digitale handschriftliche Notizen werden dabei direkt mit dem Stift in OneNote gemacht.
Unterwegs wird der Stift oft für die handschriftliche Eingabe verwendet, wenn für die Tastatur kein Platz ist. Wolfgang nutzt dabei gerne das handschriftliche Eingabefeld der virtuellen Tastatur. Auf Veranstaltungen ist das Surface der digitale Zeichenblock, auf dem alle Visualisierungen erstellt werden, wechselweise in Photoshop und der App Concepts.
Seit kurzem verwendet Wolfgang ein kleineres Surface Go mit LTE als zusätzliches Arbeitsgerät. Auch wenn er noch nie Probleme mit den Surface-Geräten hatte, so ist ihm eine Backup-Option unterwegs doch lieber, wenn er für digitale Visualisierung zum Kunden reist. Inhalte mit anderen Geräten oder Kunden werden immer über die Cloud geteilt (OneDrive).
Das Surface Pro ist für mich wie ein digitales Schweizer Taschenmesser.
Wolfgang Irber
Kosten der Arbeitsumgebungen
Christine hat für ihre minimal-produktive Arbeitsumgehung aus iPad Pro mit Apple-Tastatur, Pen und MacBook rund 2900€ netto investiert.
Wolfgang hat für seine minimal-produktive Arbeitsumgebung aus Surface Pro 6 mit anklickbarer Tastatur und Tasche für unterwegs, Bluetooth-Tastatur am Schreibtisch, Surface Arc Maus und Pen sowie der Dockingstation mit externem Monitor rund 2300€ netto gezahlt. Fairerweise muss man hier hinzufügen, dass das Surface Pro 6 in einer Aktion mit ca. 400€ Rabatt gekauft wurde.
Wolfgangs zusätzliches Surface Go mit eigenem Pen und Christines iMac sind nicht notwendig und daher oben nicht berücksichtigt. Würde man sie in die Rechnung aufnehmen, käme Christine insgesamt auf knapp 5000€, Wolfgang auf knapp 2900€. Wolfgangs Oldtimer von 2015, ein Surface Pro 4, das er nur noch als Kontrollmonitor bei Videokonferenzen nutzt, ist hier ganz außen vor.


Ist produktives und ergonomisches Arbeiten nur mit dem Tablet möglich?
Was im Vergleich beider Arbeitsszenarien sehr schnell deutlich wurde: ein produktives und längeres Arbeiten allein mit dem Tablet ist nur mit zusätzlich großem Bildschirm sowie Maus und Tastatur möglich. Das gilt für das iPad wie das Surface. Die Effizienz, die mit Tastatur und Maus erreicht wird, ist mit Finger und Stift nicht zu erlangen. Zudem ist der Formfaktor Tablet ergonomisch gegenüber dem Desktop im Nachteil. Der Bildschirm ist zu klein und die permanent gebeugte Haltung kann schnell zu Rücken- und Nackenbeschwerden führen. Die offiziellen Kriterien für einen ergonomischen Arbeitsplatz können auch bei Tablets nicht ausgeblendet werden.
Da Wolfgang beim Zeichnen auf dem Surface nach vorne auf seinem externen Monitor schaut, hat er dieses Problem nicht. Christine wird in Zukunft verschiedene Lösungsansätze für das iPad testen, da die Nackenverspannungen zunehmen und das Arbeiten in gebeugter Haltung sehr unangenehm wird; vor allem bei langen Arbeiten an den Visualisierungen.
Erschwert wird der Anschluss eines externen Monitors beim iPad, da Inhalte nur 1:1 gespiegelt werden und es zu keiner Anpassung der Darstellung an den externen Monitor kommt. Hier muss iPadOS noch nacharbeiten.

Ist das iPad ein vollwertiger PC-Ersatz?

Auf die Frage an Christine, ob sie ausschließlich mit dem iPad Pro arbeiten könnte, meinte Sie, dass dies wohl möglich sei, komfortabel und effizient sei es jedoch eher nicht. Obwohl die Apps auf dem iPad sehr gut sind, sind sie doch in der Regel nicht vom gleichen Funktionsumfang wie auf dem PC und sehr auf Finger und Touch optimiert, und damit umständlicher zu bedienen, wenn man auch mit Maus und Tastatur arbeiten möchte. Das einfache „Drag & Drop“ wie im Explorer oder im Finder vermisst Christine zum Beispiel auf dem iPad.
Die meisten Arbeiten könne sie wohl mehr oder weniger ausschließlich auf dem Tablet durchführen, aber irgendwo käme sie dann doch immer an eine Grenze. Das entspricht exakt der Erfahrung von Roz Hall (siehe Zitat). Auch vermisse sie an der handelsüblichen Apple-Tastatur für das iPad das Touch- oder Trackpad. Das neu herausgekommene Magic Keyboard mit Trackpad wird von Christine gerade getestet.
I can do most work with the iPad for about a week or so, then I will struggle and definitely need a real PC.
Roz Hall, iPad- & Surface-Experte
Wie oben bereits erwähnt, arbeitet Christine in der Regel in der Kombination iPad und MacBook/iMac. So umgeht sie auch die Einschränkungen durch das sehr einfache Dateisystem auf dem iPad, da sie im Prinzip nicht lokal auf dem Gerät, sondern virtuell in der iCloud arbeitet und die Dokumente, wie bereits beschrieben, sehr bequem via AirDrop über alle Geräte austauscht.
Die Antwort auf die Frage in der Überschrift ist daher ein klares Nein. Nicht die Hardware ist das Problem, sondern die Software.
Ist das Surface ein vollwertiges Tablet?

Da auf dem Surface vollwertige Windows-Programme laufen, sind eingeschränkte Apps für Wolfgang kein Thema und das Surface kann wie ein normales Laptop verwendet werden. Die große Beschränkung liegt in der Nutzung des Surface als Tablet: da viele Programme in der Windows-Welt nicht optimal für Finger und Touch optimiert sind, muss zwangsläufig der Stift mitbenutzt werden, um den dicken Finger zu ersetzen. Auch ist Windows 10 als Betriebssystem im Gegensatz zu iOS nicht optimal für Finger und Touch ausgelegt. Der Tablet-Nutzungskomfort ist daher von Programm zu Programm in der Windows-Welt sehr unterschiedlich.
Manche „alten“ Programme wie Photoshop sind auf dem Tablet ohne Tastatur nicht vernünftig zu bedienen, obwohl sie automatisch in einen tabletfreundlichen Modus umschalten. Ist Photoshop unterwegs erforderlich, z.B. für Livezeichnen auf Veranstaltungen, nutzt Wolfgang eine mobile Klapptastatur für die Tastenkürzel und eine Bluetooth-Maus. Die anklippbare Surface-Tastatur ist hier nicht geeignet, da beim Zeichnen die Hand aufliegen würde.
If the drawing app Procreate were available for Windows too, I would switch to Surface completely.
Roz Hall, iPad- & Surface-Experte
Die besten Programme für Windows, die sowohl am Desktop wie auch am Tablet gut zu bedienen sind, kommen meistens von Microsoft und sind oft die Apps aus dem Microsoft-Store. Doch insgesamt ist die Auswahl an empfehlenswerten Tablet-Apps unter Windows gering. Zu aufwendig ist es für die Entwickler, das User-Interface für Maus & Tastatur wie auch für Finger & Stift zu designen. Die Zeichenapp Concepts ist da eine löbliche Ausnahme, wenn sie auch am Tablet deutlich eleganter zu verwenden ist als am Desktop. Ironischerweise wurde sie zuerst für das iPad entwickelt.
Mit Windows 11, das während der Entstehungszeit dieses Bog-Eintrags herauskam, hat Microsoft in der Nutzung von Windows auf einem Tablet einen großen Schritt nach vorne getan. Wolfgang nutzt es derzeit nur auf seinem Surface Go und vergleicht Win11 mit Win10 intensiv. Die Verbesserung liegt in vielen kleinen Details, die erst in der aktiven Nutzung auffallen. Wenn Microsoft hier noch ein paar Stolpersteine entfernt, macht die Nutzung von Windows auf dem Tablet mit Win 11 einen großen Sprung nach vorne.
Dennoch, auch beim Surface lautet die Antwort auf die Frage in der Überschrift mit einem klaren Nein. Nicht die Hardware ist das Problem, sondern die Software.
Die Nutzung des Stifts bei iPad und Surface
Was im Vergleich der Arbeitsweisen herauskam: Wolfgang verwendet den Surface Pen häufiger auch in der normalen Computerarbeit als Christine ihren Apple Pencil. Der Grund liegt in der Art wie Wolfgang das Surface am Schreibtisch nutzt: als eine Art vor ihm liegendes Zeichenpad, wobei die Inhalte nur über den großen Monitor zu sehen sind. Der Stift ist damit jederzeit auch beim Arbeiten am Schreibtisch einsetzbar: in OneNote, bei Kurznotizen, beim Präsentieren in PowerPoint, bei handschriftlichen Anmerkungen in PDFs oder zum Kommentieren in Excel. Unterwegs hat Wolfgang sogar immer zwei Stifte dabei, falls er einen verlieren sollte: denn das wäre eine Katastrophe.
Was für mich für Apple spricht: wenn man alles von Apple hat (also MacBook, iMac, iPad, AirPods), dann funktioniert das Ökosystem perfekt.
Demetrius Rinderknecht, Apple-Fan
Bei Christine ist das iPad eine Art externer eigenständiger Computer, der fast ausschließlich zum Visualisieren genutzt wird. Gearbeitet wird auf dem MacBook (Outlook, Word, Excel, InDesign, Illustrator, Chrome, Franz, etc.), das selbst keine Sifteingabe erlaubt. Zwar könnte Christine das iPad über „Sidecar“ drahtlos mit dem MacBook/iMac verbinden und so dort den Stift nutzen, aber in der Praxis wird dies von ihr (noch) nicht genutzt. Vielleicht aus purer Gewohnheit?
Was Wolfgang wie auch Roz am Apple Pencil irritiert, ist das laute Klacken beim Kontakt mit der glasigen Oberfläche. Daher nutzen viele Kreative beim iPad auch eine dämpfende Folie wie Paperlike und/oder zusätzlich Gummikappen auf dem Stift. Die Folie schützt gleichzeitig den Screen und lässt die Hand besser über die Zeichenfläche gleiten.
Christine stört dagegen beim Surface Pen die scheinbar weniger genaue Stift-Oberflächen-Interaktion. Wolfgang vermutet, dass Christine ihren Bildschirm nicht kalibriert, denn das sollte hin und wieder gemacht werden.
Interessant: Beim Zeichnen von geraden Linien scheint das iPad Pro den Strich weniger zittrig umzusetzen als das Surface Pro. Das könnte auch daran liegen, dass beim iPad grundsätzlich eine Strichglättung über die Software erfolgt, beim Surface offenbar nicht. Bei der Verwendung von Profisoftware wie Photoshop, Procreate oder Concepts kann der Grad der Strichglättung eingestellt werden und daher spielt diese Beobachtung in der Realität keine Rolle. Wolfgang verwendet z.B. in Photoshop immer mindestens 15% für die Strichglättung. In vielen anderen Programmen mit Stifteingabe unter iPadOS wie auch unter Windows wird der Strich automatisch geglättet und erscheint glatt.


Die Haptik des Surface Pen ist sehr gut, doch der Apple Pencil hat keine Tasten und wirkt dadurch stabiler, wie aus einem Stück und fühlt sich deutlich wertiger an. Allerdings fehlen Wolfgang und Roz die einfache Bedienbarkeit über das Löschen mit dem „Radiergummi“ und dem Schnellstart von Programmen über die Drucktaste des Radiergummis wie beim Surface Pen (Wolfgangs Lieblingsfunktionen). Die Geste für den Apple-Pencil mit Doppeltipp auf die Spitze zum Einschalten der Löschfunktion funktioniert ohne haptisches Feedback nicht immer zuverlässig und bleibt schwierig.
Christine meint dagegen, sie finde es komisch, den Stift zum Radieren zu drehen und sie nutze lieber das Software-Tool. Wolfgang kontert, dass gerade auf der Baustelle oder in Videokonferenzen eine Hardware-Lösung zum Radieren viel praktischer sei, da intuitiver. Alles eine Frage der Gewohnheit?
Apropos Preis: Der Apple Pencil ist im Straßenverkauf ab 120€ zu bekommen, der Surface Pen ab 65€. Allerdings ist der neue Surface Pen für das Pro 8 mit taktilem Feedback bereits in der Preisregion des Apple Pencil angekommen.
I like the Surface Pen more than the Apple pencil as it has a nicer feel, and better functionality with the eraser on the end.
Roz Hall, iPad- & Surface-Experte
Nach Wolfgangs Beobachtung hat sich Microsoft in den letzten Jahren sehr bemüht, die Stifteingabe in OneNote, Word, Excel, PowerPoint und verschiedenen Apps zu ermöglichen bzw. laufend zu verbessern, aber es bleibt meist bei: ja es ist möglich, aber es ist im Vergleich zu Maus & Tastatur nie so effektiv. Vieles fühlt sich an wie im Experimentierstadium, was es realistisch gesehen auch ist, wer möchte schon eine Präsentation nur mit dem Stift erstellen? Und doch ist z.B. das Schreiben von Zahlen mit dem Stift in Exceltabellen immer wieder beeindruckend und von Microsoft spannend gelöst.
In PowerPoint ist die Stifteingabe bei laufenden Präsentationen sehr intuitiv und praktisch umgesetzt. Diese Option wird von Wolfgang intensiv genutzt und stellt für das Publikum einen echten Mehrwert dar. Was Wolfgang definitiv nicht mehr missen möchte, ist die Möglichkeit, mit dem Stift handschriftliche Anmerkungen in OneNote, Word, PowerPoint oder Excel zu erstellen. Erst dadurch wird echtes papierarmes Arbeiten ermöglicht, da für handschriftliche Notizen keine Seite mehr ausgedruckt werden muss.
In Gesprächen mit anderen Surface- und iPad-Nutzern fällt Wolfgang oft auf, dass der Stift zwar gerne mitgekauft wird, um papierloses Arbeiten zu ermöglichen, aber dann doch nicht wirklich genutzt wird. Offenbar ist sowohl in iPadOS als auch in Windows eine Lernkurve notwendig, die abschreckt.


Akkulaufzeiten im Vergleich
Beim Thema Akkulaufzeit hat das iPad eindeutig die Nase vorn, doch ein fairer Vergleich ist kaum möglich, da Wolfgang auf dem Surface immer mit vielen Programmen gleichzeitig arbeitet, während Christine auf dem iPad meist nur ein Programm offen hat oder aktiv nutzt.
Beim Zeichnen im energiehungrigen Photoshop mit Wolfgangs Surface Pro 6 sind vielleicht 3 h realistisch, beim Zeichen in Concepts können es 5 h sein. Was immer bedacht werden muss: Leistung kostet Akkulaufzeit. Ein Surface mit schwächerem i3-Prozessor läuft dazu immer länger als eines mit i7-Prozessor. Das war z.B. auch ein Grund für Wolfgang gewesen, sich das kleine Surface Go anzuschaffen: perfekt für lange kreative Denkphasen und das Skizzieren „on the go“. Nutzt Wolfgang nur OneNote, kommt er auf dem Surface Go gut einen ganzen Tag mit einer Akkuladung aus.
Bei Christine sind auf dem iPad Pro beim Zeichnen in Procreate gut 5 h das mögliche Minimum mit Potential zu viel mehr. Doch im Alltag sind das für Christine und Wolfgang eher theoretische Betrachtungen, da immer irgendwo eine Steckdose zur Verfügung steht oder der Arbeitsplatz entsprechend ausgewählt wird. Beim iPad sollte man darauf achten, die automatische Bildschirmhelligkeitsregelung von gerne 100% auf manuelle 50% zu reduzieren, was der Akkulaufzeit sehr hilft. Dies vermeidet auch ein unangenehmes Erwärmen des Geräts. Als störend wird oft eine sehr starke Erwärmung des iPad berichtet, die nur einen kleinen Teil des Bildschirms betrifft und selbst bei einfachen Aufgaben auftritt; offenbar ein Designproblem.
Wie auch immer: Zähneknirschend muss Wolfgang zugeben, dass das iPad mit seiner längeren Akkulaufzeit eindeutig im Vorteil ist. Wenn Akkulaufzeit ein wirklich wichtiges Kriterium ist, dann sollte man eher ein iPad kaufen.
Nutzung eines Tablets als Kreativ-Gerät zum Denken
Christine und Wolfgang nutzen beide das “Tablet” gerne abseits vom normalen Schreibtisch zum Denken und Konzipieren. Wolfgang arbeitet dabei fast ausschließlich in OneNote (App für Windows 10) bzw. zusätzlich in Concepts und nutzt den Stift zum Skizzieren und handschriftlichem Schreiben. Gerne verwendet er das Handschriftfeld der virtuellen Tastatur, das Handschrift in Computerschrift umwandelt. Wer sich dafür interessiert: es erfordert am Anfang Übung und Geduld, bis man die Stärken und Schwächen dieser Eingabemethode verinnerlicht hat.
Christine nutzt für kreatives Nachdenken gerne Procreate auf dem iPad (wie auch Roz Hall), nur stört sie dort die fehlende Suchmöglichkeit. Procreate ist eine Zeichensoftware und keine Notizverwaltung wie z.B. OneNote. Je nach Aufgabe verwendet sie auch gerne das e-Ink-Tablet reMarkable, das sie sich aus Neugierde vor kurzem zugelegt hat. Die Reduktion des reMarkable hilft ihr dabei, sich nicht von „unnötigen“ Dingen ablenken zu lassen und fokussiert zu bleiben. Zudem ist es ein sehr praktisches Gerät für unterwegs, da es sehr leicht ist und der Akku tagelang, wenn nicht sogar wochenlang hält.
Letztendlich kommt es sehr darauf an, was Christine machen möchte. Oft geht sie zum Arbeiten in ein Café oder setzt sich an den Rhein, um unter Menschen zu sein und immer mal wieder in anderer Umgebung zu arbeiten. Dies vor allem dann, wenn die Grundidee steht und es an die Ausarbeitung bzw. Fertigstellung der Visualisierung geht. Dort können oft Stunden wie im Flug vergehen. Für diese Arbeiten braucht Christine dann lediglich das iPad und einen guten Kaffee. Natürlich werden zwischendurch auch E-Mails beantwortet oder im Internet gesurft.
In letzter Zeit bevorzugt Wolfgang für kreative Denkphasen eher sein Surface Go als das Surface Pro, da das Go leichter und kleiner ist. Ein Gerät wie reMarkable käme für ihn nicht in Frage. Es würde nur die System-Komplexität ohne Mehrwert erhöhen. Aber ausprobieren würde er es gerne.
Auch eine Erfahrung von Wolfgang: Windows 10 „out-of the-box“ ist für die Nutzung als Tablet mit Stift suboptimal, da es für die Nutzung am Desktop voroptimiert ist. Als aktiv genutztes Tablet verlangt es ein paar wichtige Anpassungen in den Einstellungen. Sein Surface Go ist z.B. ganz anders eingestellt als sein Surface Pro; weil es kleiner ist und auch anders genutzt wird. Für Neueinsteiger ist das schwierig herauszufinden. Daher ist das Arbeiten mit dem Surface im Tabletmodus für Normaluser eine Herausforderung und kann schnell in Frustration enden. Mit Windows 11 ist es deutlich besser geworden, aber immer noch nicht optimal.


Ein Vergleich der genutzten Arbeitsprogramme auf dem Tablet
Christine und Wolfgang arbeiten beide sehr papierarm. Wolfgang hat sein Notizenbuch aus Papier nur noch selten im Einsatz, da er mittlerweile fast alles in OneNote auf dem Surface Go notiert. Wenn er noch Papier verwendet, wird es so bald als möglich mit der Surface-Kamera nach OneNote kopiert. Christine konnte für diese Art der Notizen und Aufgabenverwaltung noch kein brauchbares digitales Tool finden und ist bei ihrem „Bullet Journal“ aus Papier als ständigem Begleiter geblieben.
Unten eine Übersicht der von Christine und Wolfgang genutzten Programme für verschiedene Aufgaben. Da auf dem iPad andere Programme optimal sind als auf dem Surface, ist auch ein System-Umstieg mit einer großen Lernkurve verbunden und bleibt schwierig.
Procreate als exzellente Zeichensoftware gibt es z.B. nur für das iPad, nicht für Windows. Die OneNote-App gibt es zwar auch für das iPad, aber sie ist in den Stiften nicht gleichwertig zu Windows. Daher weicht Christine auf Procreate aus und muss mit dem Nachteil leben, dass es keine gute Dokumentenverwaltung hat, wie OneNote. Photoshop ist für Wolfgang das meistgenutzte Tool zum Zeichnen, doch auf dem iPad läuft nur eine reduzierte App-Version. Da Procreate auf dem iPad die Ebenen stark limitiert, kombiniert es Christine später gerne mit Indesign. Will Wolfgang nur mit Stift und ohne Tastatur auf dem Surface professionell zeichnen, nutzt er Concepts, das zudem die Vorteile eines reinen Vektorzeichenprogramms besitzt.
Christine auf iPad | Wolfgang auf Surface | |
---|---|---|
Gesprächsbuchung | Calendly | Microsoft Bookings |
Emails & Kalender | Outlook | Outlook |
Videocall | Zoom und Teams | Teams (seltener Zoom) |
Aufgabenverwaltung | Papierbuch | Microsoft To-Do |
Notizenverwaltung | Papierbuch (seltener reMarkable) | OneNote (seltener Papierbuch) |
Brainstorming | Papierbuch, Procreate, reMarkable | OneNote |
Erste Skizzen | Procreate | OneNote |
Anfertigung der Zeichnung | Procreate | Photoshop oder Concepts |
Graphic Recording | Procreate | Photoshop oder Concepts |
Rechnungsstellung | Excel & Bexio | Word & Excel |
Cloud | Dropbox/iCloud | OneDrive |
Das App-Universum
In einem Punkt liegt das iPad um Welten (!) dem Surface voraus: in der Anzahl und der Qualität der verfügbaren Apps. Für welchen speziellen Bedarf auch immer, es gibt eine App im Apple-Store. Das ist der Vorteil, wenn man aus der Welt der Smartphones kommt.
Auf dem Surface ist der Microsoft-Store eher eine unwirtliche Wüste, in der nur selten eine Oase zu finden ist. Fairerweise muss man allerdings auch zugeben, dass in Windows ein anderes Arbeitsdenken mit Software vorherrschend ist. Statt vieler spezieller Apps wird hier die Vielseitigkeit der Möglichkeiten genutzt, die das Office-Paket zur Verfügung stellt. Doch dafür sind wieder gute Computerkenntnisse und viele Jahre Erfahrung notwendig. Excel ist z.B. das Programm für alle Fälle und in seiner Vielseitigkeit nicht zu schlagen.
Design der Software
Zum Thema Design der Software bleibt nur festzuhalten, dass Christine bei Apple das rundliche und pastellige Erscheinungsbild liebt, während Wolfgang die kantige Windowswelt bevorzugt. Insgesamt ist das iPad eleganter in der Animation und wirkt dadurch wertiger. Windows 10 ist hier etwas ruppig und uneinheitlich, was aber fairerweise der Produktivität keinen Abbruch tut. Windows 11 hat eine deutliche Veränderung gebracht, alles ist rundlicher und gefälliger geworden. Zudem läuft Wolfgangs Surface Go 2 mit Windows 11 viel geschmeidiger als vorher mit Windows 10 und ist jetzt dem iPad fast ebenbürtig.


Design und Nutzung der Hardware
Die Hardware von iPad Pro wie auch Surface Pro wirkt edel. Beide Geräte lassen sich gut anfassen, wenn auch das iPad luxuriöser und doch irgendwie anfälliger erscheint.
Wolfgang wie Roz fehlen beim iPad der praktische Surface–Kickstand, der ganz viele unterschiedliche Positionen erlaubt und damit oft auch die Stiftnutzung besser unterstützt. Die Position der Kamera links oben stört Wolfgang als Rechtshänder beim Halten (rechts Stift, links halten = Finger auf der Kamera) und die Ausbuchtung für die Kamera beim Liegen auf dem Tisch. Er habe fast Angst, das iPad „nackt“ den Tisch zu legen, es könnte die Kamera verkratzt werden, noch dazu „kippelt“ es bzw. liegt schräg. Christine meine, das sei ihr noch nie aufgefallen, da sie das iPad (a) nie nur mit einer Hand hält und (b) nie ohne Hülle auf den Tisch legt.
Das Gehäuse des iPad ist fühlbar weniger verwindungssteif als beim Surface. Offenbar aus diesem Grund und wegen der hervorstehenden Kamera nutzt kaum jemand das iPad Pro „nackt“ und ohne Hülle, wie auch Christine. Mit der Hülle wird das iPad Pro nicht nur viel stabiler, die Rückseite nimmt die Kamera auf und das iPad wird dadurch hinten wieder bündig flach und ist besser zu greifen.
Das eigentlich leichte iPad Pro wird aber mit der fest verbundenen Tastaturhülle deutlich schwerer, so dass es längere Zeit nicht mehr in einer Hand gehalten werden kann. In der Kombination mit der normalen Apple-Tastatur kommt das iPad Pro (0,7 kg) auf gut über 1 kg, mit dem Magic Keyboard sogar auf über 1,4 kg und wiegt fast mehr als ein MacBook Air. Viel zu schwer, um es länger in einer Hand zu halten, genau wie das Surface Pro (12 Zoll) ohne Tastatur mit ca. 0,9 kg. Ein Surface Pro landet mit angeklickter Tastatur bei gut 1,2 kg und ist nurmehr sehr kurzfristig einhändig zu nutzen.
Die Erfahrung zeigt: Ein halbes Kilogramm ist für eine Hand bequem auch länger zu halten, wie das Surface Go 2 (0,6 kg, 10 Zoll), oder das iPad 10 Zoll mit 0,5 kg (7 Zoll).
Christine findet beim Surface Pro die anklickbare Tastatur weniger stabil als die Konstruktion der Apple-Tastatur, die das iPad fest in sich aufnimmt, aber sie schätzt das in der Surface-Tastatur enthaltene Touchpad/Trackpad. Doch beim Schreiben auf den Beinen oder auf engen Tischchen im Flieger bzw. der Bahn ist das Surface für sie mit der weniger stabilen Tastatur im Nachteil, wenn es auch möglich ist. Hier hat sich Wolfgang angewöhnt, das Surface Pro/Go rein im Tablet-Modus mit Finger und Stift zu nutzen, wenn er keine langen Texte schreiben muss. Die Bearbeitung oder das Entwerfen von Konzepten funktioniert sehr gut, wenn man sich an die veränderte Bedienungsroutine und Wischgesten gewöhnt hat. Lernkurve!
Zusammenfassend kann man sagen, dass Christine und Wolfgang ganz typische Nutzer sind, wenn man sich unterwegs umschaut: ein iPad Pro wird in der Regel mit der fest umschließenden Hülle genutzt, ein Surface Pro eher „nackt“ mit angeklickter Tastatur. Das iPad aus der Leder-Hülle zu nehmen, dauert übrigens 3 Sekunden, die Tastatur des Surface Pro abzuziehen, 1 Sekunde. 1 Sekunde dauert es auch, das iPad vom Magic Keyboard zu trennen.





Nutzung der Kamera
Christine gibt zu, die Kamera des iPad Pro so gut wie nie zu nutzen. Sie hat einfach keinen Anwendungsfall dafür. Alle Fotos macht Sie mit dem iPhone. Für Videokonferenzen nutzt Sie den iMac.
Wolfgang verwendet die Kamera des Surface Pro oft für Videokonferenzen und um Notizen auf Papier oder sonstigen Blättern mit dem Dokumentenmodus der Kamera zu fotografieren und in OneNote abzulegen. In Seminaren, ob Präsenz oder Online, schaltet er die rückwärtige Kamera zu, um etwas zu zeigen oder zu erklären. Sie ist für ihn der schnelle Ersatz einer Dokumentenkamera. Von Ingenieuren weiß er, dass sie auf der Baustelle gerne Fotos mit der Kamera machen und die Fotos sofort mit handschriftlichen Notizen ergänzen.
Rein von den technischen Merkmalen wäre die Kamera des iPad Pro der Kamera des Surface Pro überlegen. Christine hätte damit einen Vorteil.
Zuverlässigkeit von Gerät und Software
In den 9 Jahren, die Wolfgang die Surface-Geräte in verschiedenen Generationen nutzt, hatte er nie einen Hardwareausfall. Trotz intensivster Verwendung, vieler Reisen und wenig liebevoller Behandlung haben die Geräte immer ihren Dienst getan. Seinen Oldtimer von 2015, ein Surface Pro 4, nutzt er immer noch als Kontrollmonitor bei Videokonferenzen oder als zweiten Bildschirm. Kratzer gibt es wenige, obwohl er die Geräte immer ohne Hülle verwendet. Bildschirmbruch gab es bisher nie.
Christine liebt die Apple-Produkte, da sie nach einem Knopfdruck „da“ sind. Beim Surface, das sie allerdings auch nur selten verwendet, stört Christine das lange Starten, die vielen Meldungen und Updates. Bei Apple würde dies viel geschmeidiger laufen, meint sie. Zudem seien alle Apple-Geräte über die iCloud immer synchronisiert. Neue Geräte könnten problemlos in Betrieb genommen werden. Softwareupdates würden bequem über Nacht installiert (je nach Grundeinstellungen). Abstürze und langes Warten gäbe es… effektiv nie.
Ich liebe die Apple-Produkte, weil sie nach einem Knopfdruck “da” sind.
Christine Dubach
Hier kontert Wolfgang, dass alle Punkte oben, die Christine so liebt, auch für Windows 10 gelten, doch fairerweise muss er zugeben, dass in manchen Fällen manuell konfiguriert werden muss, während es bei Apple offenbar voreingestellt ist. Und ja, wenn man ein Windows-Gerät nur sehr selten verwendet, wie Christine ihr Surface, dann laufen in der Zwischenzeit in der Tat viele Updates auf, die irgendwann installiert werden wollen.
Ein Wermutstropfen für Wolfgang: Die Adobe Suite verträgt sich bisher nur schlecht mit dem Standby-Modus unter Windows. Hier hat sich Wolfgang angewöhnt, die Programme vor dem Aktivieren des Standby (= Energie sparen) zu beenden.
Wolfgangs kleines Surface Go – ohne Adobe Software – ist wie ein iPad ebenfalls auf Knopfdruck da und mit dem großen Surface Pro sowie seinem Smartphone über OneDrive immer synchron. Daher nutzt Wolfgang es gerne, um Notizen zu machen oder schnell die Emails oder die sozialen Medien zu checken. Neue Geräte können auch unter Windows problemlos schnell in Betrieb genommen werden. Abstürze gäbe es selten wie auch langes Warten, nur „effektiv nie“ kann er hier leider nicht sagen.
Zwar hat auch die Software nie zu einem Arbeitsausfall geführt, aber die Zuverlässigkeit von Windows wie auch von Adobe ist nicht immer garantiert. Große System-Updates sind immer mit Vorsicht zu installieren, vor allem vor wichtigen Aufträgen. Es kommt rund alle zwei Jahre vor, dass ein Update deinstalliert werden muss, um die Arbeitsfähigkeit des Geräts zu erhalten. Zum Beispiel gab es beim letzten großen Photoshop-Update im Oktober 2021 einen Bug, der zum sofortigen Absturz führte, wenn man am Gerät mit den Fingern das Bild zoomen oder drehen wollte. Hier half nur die Neu-Installation der alten Version. Hey Adobe, testet ihr nicht mehr?

Wie werden die Geräte transportiert?
Da Christine das iPad Pro immer mit umschließender Leder-Tastaturhülle verwendet, ist das iPad im zusammengeklappten Zustand ausreichend geschützt und wandert so direkt in die Tasche.
Wolfgang hat für das Surface eine innen gefütterte leichte Vliestasche gekauft, die nach oben offen in seiner Umhängetasche steckt. So kann er unterwegs das Surface Pro leicht herausnehmen und wieder einstecken. Wichtig ist, dass die Ein/Aus-Taste nach oben blickt, da sonst das Surface unterwegs laufend eingeschaltet wird, was den Akku leert. Viele Bauingenieure & Architekten nutzen spezielle Outdoorcases, wenn sie das Surface außerhalb des Büros einsetzen. Das versehentliche Einschalten entfällt und der Stift ist bombenfest untergebracht.
Unser Resümee: Der Gewinner ist…
Am Ende des Vergleichs steht für Christine und Wolfgang fest: es gibt keinen eindeutigen Gewinner über alle Kategorien.
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile, die mit Kreativität und Wissen umgangen werden können, und auch umgangen werden müssen, wenn man damit arbeiten will. Christine liebt ihr iPad Pro und kombiniert es mit dem MacBook oder iMac, Wolfgang liebt sein Surface Pro als All-in-One und musste die produktive, nicht-zeichnerische Nutzung als Tablet mühsam erlernen.
Es ist eindeutig der Nutzer mit seinem technischen Know-How, der über die mögliche Produktivität entscheidet. Das Kennen der Möglichkeiten von Soft- und Hardware, positiv wie negativ, ist viel wichtiger als das System selbst.
Produktives Arbeiten
Wenn es um die reine Produktivität als alleiniges Gerät geht, liegt das Surface Pro klar vorne, da für das iPad im professionellen Einsatz immer ein MacBook oder iMac notwendig ist. Wenn es um Akkulaufzeit, Tablet-Bedienbarkeit und Schönheit in der Benutzung geht, gewinnt ganz klar das iPad.
Wer für seine unterschiedlichen Anwendungen eine spezielle App sucht, wird nur mit dem iPad glücklich, wer eher der Allrounder ist und die Office-Suite als flexibles Werkzeug nutzt, kommt mit dem Surface klar.
Eine klare Empfehlung für das eine oder andere System auszusprechen, ist daher unmöglich, denn für jeden definiert sich “Produktivität” anders.
Wenn das Geld eine Rolle spielt, ist man mit einer produktiven Arbeitsumgebung auf Basis des Surface Pro etwas preiswerter am Start, vor allem wenn man die regelmäßigen Aktionen mit “Bundles” nutzt (Surface plus Tastatur + Stift). Mit dem neu herausgekommenen Surface Pro 8 ist Microsoft jetzt allerdings auch in neue finanzielle Höhen vorgestoßen, die Apple ebenbürtig sind.
If I had to choose between an iPad and a Surface as single device for work, I would go for the Surface.
Roz Hall, iPad- & Surface-Experte
Ist Akkulaufzeit ein wichtiges Kriterium, sollte es ein iPad sein; hier ist eine Surface immer im Nachteil.
Computeraffine kommen besser mit dem Surface zurecht, Neulinge besser mit dem iPad. Für Profis, die nur ein Gerät haben wollen, kommt in diesem Vergleich nur das Surface in Frage, im privaten Einsatz reicht das iPad.
Es stellt sich auch die Frage, ob ein Vergleich überhaupt möglich ist. Zu unterschiedlich sind iPad und Surface. Das iPad kommt aus der Welt der Smartphones und versucht auch PC zu können, das Surface kommt aus der Welt der PCs und versucht auch Tablet zu können. Sie nähern sich langsam dem optimalen Gerät an und sind doch vom perfekten Gerät noch weit entfernt.
Ein iPad Pro als „großes Smartphone“ ist deutlich einfacher zu bedienen, auch geschmeidiger in der Software, die Apps sind alle auf einem hohen Niveau, aber es verlangt für wirklich produktives Arbeiten im Beruf zusätzlich ein MacBook oder einen iMac, und immer eine Hülle. Das Betriebssystem iPadOS leidet bei komplexen Aufgaben auch unter dem primären Ansatz eines Medienkonsumgeräts und den damit einhergehenden Limitierungen zu Multitasking und Speicherverwaltung.
Im Gegensatz kann ein Surface Pro mit Windows 10/11 als vollwertiger PC leicht als alleiniges System bestehen, ist aber durch die Kombination mit dem Formfaktor Tablet deutlich komplizierter zu bedienen und erfordert digitalen Pioniergeist und auch etwas Computerwissen.
Dazu eine kleine Anekdote: Als Wolfgang sich 2010 als Illustrator selbständig machte, wurde ihm von allen Seiten geraten, unbedingt auf Apple umzusteigen, sonst könne man nicht kreativ arbeiten. Darüber kann er heute nur schmunzeln.
Kreatives Arbeiten
Ob iPad Pro oder Surface Pro, mit beiden lässt sich hervorragend kreativ arbeiten. Auf dem iPad ist die kreative Denksoftware eher Procreate, auf dem Surface eher OneNote und auch Concepts. Wo und wie oft der Stift eingesetzt wird, entscheidet das Wollen des Nutzers, weniger die Software.
In der stark Apple-verbliebten Kreativszene hat sich das iPad als Zeichenpad fest etabliert und die früher beliebten Wacom-Boards fast verdrängt. Dagegen fristet das Surface in der Kreativszene ein Nischendasein und kann doch bei Ingenieuren und Architekten punkten, die mit einem Surface Book primär ein leistungsfähiges Desktopsystem suchen, das gelegentlich auch als Tablet nutzbar ist.
Roz, der nebenbei an der Uni die IT-Abteilung unterstützt, meinte dazu, dass bei Studierenden derzeit weniger ein reines Tablet gefragt sei. Die Statistiken der eingeloggten Geräte an der Uni zeigen Desktopsysteme als dominantes PC-System an, dabei handelt es sich entweder um MacBooks oder Surfaces.
Zeichnen auf dem Tablet
Nutzt man ein iPad, ist die Qual der Wahl nicht vorhanden: Procreate ist der Platzhirsch, das Lieblingsprogramm der Illustratorenszene mit unzähligen tollen Pinseln und dazu als Einmalkauf sehr günstig. Probleme hat Procreate aber in der Anzahl der Ebenen, die abhängig vom vorhandenen Arbeitsspeicher sind. Braucht man große Bilder mit vielen Pixeln, z.B. mit 5000 px in der Breite, ist man ruckzuck auf eine Handvoll Ebenen beschränkt, was im professionellen Einsatz ein Problem sein kann. Der Grund liegt darin, dass iPadOS keinen Arbeitsspeicher auf die Festplatte auslagern kann, wie ein PC (MacOS oder Windows). Da iPadOS den maximal nutzbaren Arbeitsspeicher pro App begrenzt, gibt es diese unüberwindbare Grenze. Als alternative Programme gibt es für das iPad von Adobe noch Fresco bzw. auch Sketch, und von TopHatch das beliebte Concepts, das auch Christine gerne nutzt.
Auf dem Surface in der Nutzung als Tablet ist die Qual der Wahl ebenfalls kaum vorhanden, da nur wenige Programme ein gelungenes User-Interface für das Tablet haben: Concepts, als modernes Vektorenzeichenprogramm, Fresco von Adobe als Pixel- und Vektorprogramm für das Tablet designt, sowie Sketchbook und Sketchable, beide Pixelzeichenprogramme.
Mehr zu den Zeichenprogrammen hat Wolfgang in einem eigenen Blogeintrag geschrieben: Zeichnen auf dem Surface. Grundsätzlich hat man in all diesen Programmen auf dem Surface keine Ebenenproblem, aber die Übersichtlichkeit auf dem kleinen Bildschirm geht mit zu vielen Ebenen sehr schnell verloren. Daher nutzt Wolfgang zum Zeichnen seiner großen Visionsbilder mit teils Hunderten von Ebenen und Ebenengruppen ausschließlich Photoshop über einen großen Monitor.
Ob man also ein iPad oder ein Surface als Tablet zum Zeichnen benutzt, ist von der genutzten Software und den Anforderungen abhängig.
Allgemeines
Externer Monitor, Maus und Tastatur sind immer notwendig, um schnelles, professionelles und vor allem ergonomisches Arbeiten zu ermöglichen. Das alleinige Arbeiten am reinen Tablet führt irgendwann zu Rückenschmerzen, egal ob iPad oder Surface. Mehr Flexibilität im Monitoranschuss bietet derzeit eindeutig das Surface.
Windows kann mega viel, es ist oft jedoch nicht so 100% gut umgesetzt. Apple kann weniger – dafür ist alles immer perfekt.
Demetrius Rinderknecht, Apple-Nutzer
Schwierig wird es, wenn man die Welten Tablet & Desktop oder auch Apple & Microsoft uneingeschränkt zum Arbeiten vermischen möchte. Nicht jedes Programm ist für alle Systeme verfügbar und wenn, nicht auch in allen Funktionen gleichwertig. Am einfachsten gelingt das gemischte Arbeiten Tablet & Desktop beim Surface, da man hier in einer Software-Welt bleibt, jedoch mit den bereits besprochenen Vor- und Nachteilen. Das mag auch mit ein Grund sein, warum Christine und Roz das iPad fast nur zum Zeichnen verwenden. Denn das geliebte Procreate ist nicht für das MacBook verfügbar und die auf dem iPad erstellte Zeichnung kann auf dem MacBook nur als exportierte Variante in anderen Programmen bearbeitet werden.
Noch eine Beobachtung zur Uneinheitlichkeit von Software: Christine und Wolfgang ist z.B. bei Microsoft OneNote aufgefallen, dass der sehr realistisch umgesetzte Bleistift/Buntstift in Windows auf der App für iPad und MacBook fehlt. Dabei ist der Bleistift einer der Gründe für Wolfgangs Liebe zu OneNote. Überhaupt scheint der Bleistift in selbst einfachen Apps auf Windows realistischer implementiert zu sein als in iPadOS. Da Christine sowieso kaum mit dem Stift direkt in den Office Apps arbeitet, ist ihr dies bisher auch gar nicht aufgefallen. Wenn sie den Stift nutzt, dann in Procreate, und hier lassen sich unterschiedlichste Stifte importieren.

Wolfgangs Lieblingsmotiv: Fische. Hier ein schneller Sketch in OneNote mit dem Bleistift/Buntstift.
ANHANG
Für Christine die Vor- und Nachteile beim iPad
Vorteile
- Stiftgenauigkeit und Reaktion, fühlt sich einfach noch besser an als beim Surface
- Procreate gibt es nur für das iPad, nicht für Windows
- AirDrop zum leichten Austausch der Dateien mit anderen Apple-Geräten
- Ästhetik von Hardware und Software
- Schnelles Einschalten, kaum störendes Update-Prozedere und kaum Wartezeiten
- Die drahtlose Anbindung an Bildschirme und Beamer über Airplay
Nachteile
- Rudimentäre Dateiverwaltung ohne Drag & Drop
- Gibt es keine spezielle App, ist keine Nutzung auf dem iPad möglich
Von Christine die meistgenutzten Apps auf dem iPad
- Procreate
- Safari oder Chrome
- Google Calendar
- Concepts
- Apple Notes
Für Wolfgang die Vor- und Nachteile beim Surface
Vorteile
- Alles in einem Gerät, kein Hin- und Her mit den Dateien, immer vollwertige Software
- Vollwertiger PC ohne Einschränkungen
- Ausgereiftes Dateisystem erlaubt maximale Flexibilität
- Das Surface mit bis zu zwei externen Bildschirmen in unterschiedlichen Modi benutzen
- Die drahtlose Anbindung an viele Bildschirme und Beamer über Miracast
- Robustheit der Hardware
- Papierloses Arbeiten über die vielseitige Stiftnutzung
- Angenehmes Schreiben mit dem Surface Pen auf der Oberfläche
- Dass sich Microsoft getraut hat, diesen Weg zu gehen
Nachteile
- Nur wenige Programme sind gut im Tablet-Modus zu nutzen
- Die häufig genutzten Programme verlangen viel Leistung und reduzieren die Akkulaufzeit
- Windows 10 ist primär ein Desktop-System
- Interaktion mit Stift und Finger ist nicht einheitlich geregelt, sondern abhängig vom Programm
- Die Kombination Tablet/Laptop ist schwierig zu verstehen
Von Wolfgang die meistgenutzten Apps auf dem Surface
- OneNote für Windows 10
- Outlook, PowerPoint, Word, Excel
- Dateiexplorer mit OneDrive
- Microsoft To-Do
- Teams und Zoom
- Photoshop, Illustrator, After-Effects, Premiere Pro
- Concepts
- Kurznotizen
- Edge-Browser (Internet und Notizen in PDFs mit dem Stift)
- Apps für LinkedIn, Facebook, Twitter und Instagram