Wie eine Vision oft leider kommuniziert wird
Der Chef ruft alle zusammen, um die neue Firmenvision mit Mission, Strategie und Werten vorzustellen (Der Einfachheit halber spreche ich im Folgenden nur von Vision). Die Folien ablesend, wird durch die Präsentation mit viel Text geklickt. Am Schluss kommt die obligatorische Frage nach offenen Fragen, dann gehen alle auseinander und widmen sich wieder dem Tagesgeschäft. Zumindest habe ich es so immer als Angestellter erlebt.
Fühlten wir uns damals inspiriert? Nein, eher belästigt, denn es hatte mit uns nichts zu tun.
Haben Sie die gleichen Erfahrungen gemacht?

Das Ergebnis ist… Unverständnis
Nach einem halben Tag war fast alles vergessen, nach einer Woche vollständig. Für das tägliche Arbeiten hatte es gefühlt sowieso keine Relevanz. Dabei sind Vision, Mission, Strategie und Werten die wichtigsten Texte in einer Firma. Sie werden mit viel Arbeitseinsatz und Liebe zum Detail entwickelt. Sie entscheiden als wegweisende Leitlinie darüber wohin sich eine Firma, warum und wie entwickeln möchte. Doch die Erfahrung zeigt: die Texte sind meist nur auf der obersten Führungsebene bekannt, darunter geben 83% der Führungskräfte an, dass sie nicht gut verstanden werden (Quelle Zitat).
Eine gute Geschichte beleuchtet Zusammenhänge und stiftet Sinn.
Gregor Adamczyk, 2019
Wenn ich in Führungskräfteseminaren nach der aktuellen Vision, Strategie und den Werten frage, bekomme ich in der Regel keine zufriedenstellende Antwort, eher ein Zucken mit den Achseln oder ein Verweis auf ein Poster irgendwo im Gang…
Mit einer Vision den Mitarbeitern Sinn in der Arbeit geben
Aber wenn die Mitarbeiter die Inhalte nicht kennen und leben, wie soll die Vision Wirklichkeit werden?
Es ist eine Unterschied, ob ein Mitarbeiter auf die Frage, was er macht, sagt, er schichtet Steine auf oder er baut an der größten Kathedrale der Welt (Quelle Zitat). Welcher Mitarbeiter ist wohl hochmotiviert und wird sein Bestes geben? Warum ist Elon Musk wohl mit seinen visionären Ideen so erfolgreich? Warum arbeiten seine Mitarbeiter bis zur Erschöpfung? Mit einer gut gewählten Vision stiften Sie Sinn in der täglichen Arbeit.

Welcher Fehler wird in der Kommunikation gemacht?
Viele Visionstexte sind sich sehr ähnlich: sie sind textlastig, abstrakt und schwer zu merken. Und weil sie schwer zu merken sind, verfehlen sie ihr Ziel.
So verlockend es auch sein mag, eine klassische Strategy-Map für die Kommunikation zu verwenden, versuchen Sie es nicht. Sie ist so leicht verdaulich und emotional inspirierend wie ein alter Schuh. Eine Vision darf nicht in geschwurbeltem Deutsch formuliert sein, das vielleicht dem alten Deutschlehrer imponiert hätte. Sie wollen die Mitarbeiter begeistern. Diese müssen die Vision umsetzen, nicht Ihr Deutschlehrer.
Eine Geschichte erzählen und ein Bild zeigen
Optimal wäre es, würde uns der Text über alle Sinne erreichen und Emotionen auslösen, die der Erinnerung dienen. Aber der Geruchs-, Geschmacks und Tastsinn fallen hier aus Gründen der Praktikabilität eher aus, bleiben nur das Hören und das Sehen. Beide Sinne müssen zusammenarbeiten. Das funktioniert am besten, wenn eine Geschichte erzählt wird, die mit Bildern begleitet wird.
Wir hören die Geschichte und sehen das Bild dazu = perfekt.
Storytelling schafft Zusammengehörigkeit
Gregor Adamczyk, 2019
Warum eine Geschichte?
Vor Erfindung des gedruckten Wortes waren erzählte Geschichten über 100.000 Jahre die einzige Möglichkeit, Wissen von Generation zu Generation weiterzugeben. Vor rund 30.000 Jahren kamen Bilder dazu.
Eine gute Geschichte hat eine Handlung, bietet idealerweise viele Anknüpfungspunkte an das eigene Erlebte und ist wiedererzählbar, und damit auch leicht merkbar. Immer wenn Menschen zusammenkommen, erzählen sie sich Geschichten und zeigen dazu Bilder. Das ist die natürliche Art, wie wir uns mitteilen.
Damit eine Geschichte gut ankommt, muss sie spannend erzählt sein, emotionale Momente enthalten und etwas Humor. Sie sollte uns neugierig machen, uns berühren und zum Schmunzeln bringen.
Das ist die Vorlage für Ihre Geschichte zur Vision.

Verkaufen Sie Ihre Vision
Eine Vision muss inspirieren. Mitarbeiter sollen motiviert sein, die tägliche Arbeit danach auszurichten. Sie haben die Idee, jetzt geht es darum, die Idee zu verkaufen. Wenn wir von etwas begeistert sind, erinnern wir uns auch daran.
Im Prinzip funktioniert es wie in der Werbung. Werbung verbindet Information mit kleinen Geschichten. Auf die gleiche Art wollen Sie emotional begeistern und motivieren. Da es Ihre Vision ist, können Sie diese auch authentisch verkaufen.
Eine Vision ist wie eine Reise. Haben Sie schon einen Reisekatalog ohne Bilder gesehen? Die Texte im Katalog lesen Sie erst, wenn Sie sich von den Bildern inspiriert fühlen.

Welche Rolle spielt die Visualisierung für die Umsetzung der Strategie?
Wird die Geschichte zur Vision bei der Vorstellung vom CEO authentisch erzählt, fühlen sich alle inspiriert. Doch dieses Feuer muss am Leben gehalten werden, und das ist die Aufgabe der Visualisierung. Würde die Geschichte später nur als reines Textblatt in der Firma ausgehängt, hätte sie keine Wirkung. Der Text muss von uns immer wieder neu gelesen und im Gehirn in ein Bild umgewandelt werden. Dieser Prozess ist langsam, anstrengend, verbraucht Energie und wird daher nicht gemacht.
Wenn Sie in der Abbildung oben das Textblatt links und das Bild rechts sehen, was berührt Sie mehr? Selbst in dieser einfachen Skizze?
Das Zielbild entfacht die Erinnerung an den Text
Sehen wir dagegen ein Bild, das wir gesehen haben, als die Geschichte erzählt wurde, erinnern wir uns sofort wieder auch an die Geschichte. Jeder neue Blick auf das Bild entzündet das Feuer erneut. Und je häufiger wir das Bild sehen, desto intensiver werden die dazugehörigen Details der Geschichte abgespeichert, sie werden verinnerlicht und gestalten das tägliche Handeln auch unbewusst. Begleitende Visionsbilder sind daher optimal, wenn sie die ganze Geschichte in einer Bildlandschaft zeigen und erzählbar machen.
Von den zahlreichen Entscheidungen, die wir täglich treffen müssen, die zu bevorzugen, die das Erreichen der Vision unterstützen.
