Im April durfte ich an der Hochschule München einen Kick-off-Vortrag halten, im Mai den Workshop dazu. Im Vortrag ging es über die Theorie zu “Warum wir mit Bildern so effektiv kommunizieren können” und im Workshop habe ich versucht, die Studenten an die Praxis mit dem Stift heranzuführen.
Mein persönliches Fazit

Es hat mir viel Freude gemacht, mit den jungen Leuten zu arbeiten und ich selbst habe wieder viel dabei gelernt. Gerade die Interaktion im Workshop und die vielen von den Studenten erstellten Bilder haben mir neue Erkenntnisse gebracht, wie wir “sehen.”
Was mir auch wieder bewusst wurde, ein Workshop von einem Tag ist viel zu wenig Zeit, um Erfahrung aus 40 Jahren visueller Kommunikation weiterzugeben. Wenn sich jetzt jemand wundert: ja mit 13 habe ich aktiv angefangen, Bilder zu verwenden. Doch es geht gar nicht darum, es in einem Tag perfekt zu lehren. Mir ist es wichtig, die Augen für das Sehen zu öffnen, Verständnis und Interesse zu wecken, Hilfestellung für die ersten Schritte zu geben. Ein erstes Bewusstsein zu schaffen, auf dessen Basis man selbst weiterarbeiten kann. Den nachfolgenden Weg müssen die Studenten selbst gehen. Ich helfe ihnen gerne auch weiterhin.
Meine Beobachtungen

Im Zug nach Hause habe ich über meine neuen Erfahrungen und Beobachtungen nachgedacht und bin auf folgende Liste gekommen:
- Meine erste Beobachtung, und die stimmt mit Erfahrungen aus den Graphic Recordings auf Firmenevents überein: Frauen sind viel mehr an Bildern und visuellen Elementen interessiert, als Männer. Als Mann finde ich das schade, aber ändern kann ich es leider nicht.
- Es gibt offenbar eine große Scheu davor, mit eigenen Bildern und dem Stift aktiv zu arbeiten, wenn auch das Interesse da ist und man durchaus den Mehrwert erkennt. Aber es existiert die Angst vor dem Stift in der Hand. Doch die kann man nehmen.
- Es ist so gut wie kein Bewusstsein vorhanden, was visuelle Kommunikation angeht. Wie muss ich mit Farben, Strukturen und einfachen Illustrationen arbeiten, um auch vom Betrachter verstanden zu werden. Wie kann ich das Auge lenken? Was sehen wir zuerst und warum? Wie kann ich Information visuell effektiv verpacken? Aber woher soll es auch kommen? Wir haben es nie gelernt. Aber wir können es lernen.

- Das “Sehen” ist immer ein sehr individueller Vorgang. Natürlich existieren Gesetzmäßigkeiten. Unser Gehirn definiert die allgemeinen Gestaltungsgesetze. Aber auch die individuelle Lernerfahrung hat ebenfalls einen großen Einfluss.
- Menschen finden Zeichnen faszinierend. Wenn es vor ihren Augen passiert, sind sie gebannt und man kann leicht die Aufmerksamkeit gewinnen. Wie kann ich etwas einfach und schnell zeichnen und es ist trotzdem erkennbar? Das war eine der zentralen Fragen der Studenten.
- Die Motivation zum Stift zu greifen ist sehr unterschiedlich: Problemlösung, Vorträge attraktiver gestalten, effizienter lernen und sich besser strukturieren, Illustrationen attraktiver erscheinen lassen etc. Jeder hatte seinen ganz persönlichen Bedarf und das zeigte mir, wie vielseitig visuelle Kommunikation sein kann.

Ich bin gespannt, ob ich noch öfter die Gelegenheit bekommen, den Stift und das Wort für die Verbreitung der visuellen Kommunikation führen zu können. Ich hoffe, das war erst der Anfang. Der Bedarf ist auf alle Fälle vorhanden.
In diesem Zusammenhang muss ich der Hochschule München für die perfekte Vorbereitung und die sehr angenehme Zusammenarbeit danken. Ich wünschte, es würde immer so gut klappen.
