Im Februar erhielt ich einen Anruf, ob ich mir vorstellen könnte, eine Tagung zum Thema Quantenphysik mit Graphic Recording zu begleiten? Natürlich habe ich erst einmal geschluckt. Was für eine Herausforderung! Doch auch sehr reizvoll: wo sind die Grenzen der Visualisierung? Ist das machbar? Meinem Bauchgefühl folgend habe ich ja gesagt, allerdings – so habe ich es offen kommuniziert – könne ich keine Garantie geben… damit war mein Auftraggeber einverstanden.
Die Vorbereitung
Normalerweise brauche ich nicht viel bis gar keine Vorbereitung. Aber hier war alles anders. Einen Monat vor der Tagung begann ich in die Welt der kleinsten Teilchen abzutauchen. Zwar war ich durch meine naturwissenschaftliche Ausbildung im Vorteil, aber Quantenphysik bleibt Quantenphysik. Viele Stunden Videos auf Youtube mit Harald Lesch und Anton Zeilinger sowie zahlreiche Artikel im Internet später fühlte ich mich ausreichend informiert. Die Vorbereitung hatte Spaß gemacht und mich auf den neuesten Stand in der Quantenphysik gebracht. Ein wirklich faszinierendes Thema. Leider durfte ich Quantenphysik im Freundeskreis nicht anschneiden und auch meine Familie winkte immer gleich ab 🙁
Da ich die Abstracts aller Vorträge bekommen hatte, konnte ich vorab die Kernaussagen herausarbeiten. Alles andere würde sich dann vor Ort ergeben. Hoffentlich.

Am Tag der Veranstaltung
Ich war aufgeregt und nervös wie schon lange nicht mehr. Dank der intensiven Vorarbeit konnte ich den Fachvorträgen auf Englisch relativ gut folgen und versuchte – wie schon an der FAU in Erlangen (Link zum Blogeintrag) – die Kernaussagen in Cartoon-Form zu reflektieren, garniert mit sachlicher Information. Ich war erstaunt, wie weit die kommerzielle Anwendung fortgeschritten ist und wie sie unser Leben in den nächsten 10 Jahren verändern wird. Als ich vor 12 Jahren noch Kurse zur Kryptographie abhielt war der Quantencomputer eine Illusion: Heute ist er Realität!
Dass ich mit meiner Visualisierung den Nerv getroffen haben muss, zeigte die Reaktion der Physiker, die in der Pause lachend und sich freuend vor meiner Zeichenwand standen. Viele Fotos wurden gemacht und zahlreiche nette Gespräche haben sich ergeben. Unter dem Hashtag #ZS2018 habe ich später auf Twitter (Link) ein paar der Bilder wiedergefunden und mich sehr gefreut.
Am Abend wurde die Zeichenwand in den großen Saal mit dem Buffet getragen, wieder vielfach fotografiert und gerne für Selfies genutzt. Ich habe mein Bier entspannt genossen und mit Erleichterung quantenphysikalischen Smalltalk mit einer Gruppe junger Physiker gehalten.
P.S. Gut, dass die Gesetze der Quantenphysik nicht auf das Graphic Recording anwendbar waren, sonst wäre das Bild im Sinne der Heisenberg’schen Unschärfebeziehung bei näherer Betrachtung immer stärker verschwommen 😉. Das war der “running gag” bei den betrachtenden Teilnehmern.
