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Messe-Zeichnen

Messe-Illustration als unterhaltsame und informative Interaktion mit Besuchern

Live-Zeichnen auf der Messe eignet sich hervorragend als Ice-Breaker für die Kommunikation mit Messebesuchern. Eine detaillierte Vorstellung anhand von drei Beispielen mit vielen Bildern.

„Was machen Sie da eigentlich?“, werde ich häufig gefragt.

Meine Antworten varieren dabei von „Ich befrage die Messebesucher und visualisiere deren Antworten“ bis zu „Ich zeichne die Keynote als Bildmetapher und arbeite das Feedback der Kunden mit ein“.

Live-Zeichnen auf der Messe eignet sich hervorragend als Ice-Breaker für die Kommunikation mit Messebesuchern. Wenn eine Messe mehrere Tage dauert, ist die Live-Zeichnung auf einer eigens dafür aufgebauten Wand für viele Besucher ein willkommener Platz zur Interaktion. Komme ich nur für einen Tag, bringe ich meine eigene Stellwand mit. Und je nach Fortschritt der Zeichnung dient die Illustration als Hintergrund für Selfies, für Live-Interviews von Reportern oder nur als Platz, wo man sich gerne trifft.

Damit die Illustration ein Erfolg wird

Für eine Messe-Illustration oder Visualisierung ist es immer wichtig, die Messebesucher einzubinden und ihr Feedback im Bild unterzubringen. Viele Besucher kommen dann über die Tage immer wieder und verfolgen den Fortschritt des Bildes, oder sie wollen sehen, wie ich ihre Antwort illustriert habe.

Damit Sie besser verstehen, wie unterschiedlich die Konzepte sein können, erläutere ich unten kurz drei Beispiele. Viele bezeichnen die Visualisierung auf Messen übrigens als Graphic Recording und oft werde ich auch explizit als Graphic Recorder gebucht, doch hat es damit eigentlich nichts zu tun.

BEISPIEL 1 : Drei fiktionale Fragen für fantasievollen Antworten

Messe München, Messestand der BayWa r.e.

Drei fiktionale Fragen standen zur Auswahl, die Besucher konnten frei wählen und die Antworten auf kleine Zettel schreiben. Viele haben sich auch direkt mit mir unterhalten und mir ihre Antworten erläutert. Es war gleichzeitig die größte Wand, die ich je auf einer Messe in drei Tagen gestaltet hatte. Um die oberen Teile der Wand erreichen zu können, musste ich auf eine kleine Leiter steigen. Viele der Antworten waren sehr humorvoll und machten es für die Besucher umso spannender, sich alle Antworten anzusehen. So zum Beispiel die Antwort der Australier, die pflanzliches Solarbier ziehen würden.

Das Bild wurde übrigens abmontiert und hängt heute in Tübingen im Eingangsbereich der dortigen BayWa r.e.-Niederlassung.

BEISPIEL 2: Die CTO-Keynote in Las Vegas und Barcelona als Bildgeschichte

Entwicklermesse SAP TechEd 2019, Messestand der Developers Garage

In diesen beiden Fällen hatte ich völlig freie Hand. Zentraler Aufhänger war jeweils die Keynote des CTO, darauf aufbauend habe ich die Visualisierung entwickelt. Tag 1 war jeweils mit dem Anhören der Keynote am Vormittag belegt, am Nachmittag folgte das Zusammenstellen der Information und die Planung der Visualisierung, Tag 2 und Tag 3 waren für die Visualisierung reserviert. Je fortgeschrittener die Zeichnung, desto mehr Input kam auch von den Messebesuchern, desto mehr Fragen musste ich beantworten, desto langsamer wurde mein Zeichenfortschritt.

Beide Bilder wurden aus logistischen Gründen nicht abmontiert, sondern „nur“ als digitale Kopie wieder ausgedruckt und hängen – soweit ich gehört habe – in Walldorf. Aber meiner Seele tat es schon weh, wenn das Original jedes Mal vernichtet wurde, das ich mit so viel Herzblut erstellt hatte.

Impressionen aus Las Vegas (USA)

Impressionen aus Barcelona (Spanien)

BEISPIEL 3 : Was denken die Studierenden über die Zukunft?

Messe Stuttgart, Medizintechnik-Messe T4M 2019

Auf dieser Messe war ich beauftragt, am Tag der Studenten im Auftrag der Messeleitung die Studierenden zu drei verschiedenen Zukunftsaussichten in der Medizintechnik zu befragen. Diese Art von Arbeit mache ich sehr gerne, da ich die Interaktion mit jungen Menschen und deren frische Art immer besonders schätze.

Am Morgen habe das Bild vorbereitet, dann die Studenten bis Mittag befragt, die Antworten sortiert und angefangen, das Bild zu zeichnen. Und wie immer kamen während des Zeichnens noch viel mehr Studenten auf mich zu und haben ebenfalls Antworten gegeben, die ich einbauen konnte. Trotz des sehr technischen Studiums war der Anteil an jungen Frauen überraschend hoch. Man merkt, die Dinge ändern sich.

Die Studenten waren zu meiner Freude so begeistert von dem Ergebnis, dass sie das Original von der Messeleitung für die Fachschaft erbeten haben. Ob sie es bekommen haben, weiss ich nicht. Zur Sicherheit habe ich ihnen die digitale Kopie geschickt, die für einen Ausdruck genauso gut ist.

Von Dr. Wolfgang Irber

Wolfgang Irber ist freiberuflicher Illustrator. Als beratender Zeichner gestaltet er große Bilderwelten für die Visionskommunikation an die Mitarbeitenden. Auf seinem Blog, auf LinkedIn und Instagram berichtet er regelmäßig über seine Erfahrungen und reflektiert seine Beobachtungen mit spitzem Stift. Frei nach dem Motto: "Mit einem Bild vor Augen sieht man mehr."