Die Morgensonne brach durch die Wolken, eine frische Briese trieb über den Kieler Fjord, Segelboote schaukelten leicht in den Wellen. 180 Grad auf der anderen Seite: die altehrwürdige kaiserliche Segelschule, heute ein Hotel, und Austragungsort der KISS, einem jährlichen Symposium über die Strategie der Nato zur See. Mein Arbeitsplatz für heute.

Der Auftrag
Als ich angefragt wurde, ob ich mir das Graphic Recording auf diesem hochrangig besetzten Symposium zutraue, sagte ich spontan ja, wußte aber auch, es wird nicht einfach. Ich bin weder ein Experte, noch ein großer Fan der Streitkräfte, was kann ich hier als thematischer Laie an Kernaussagen sinnvoll extrahieren? Wir wollten es auf einen Versuch ankommen lassen. Nach Quantenphysik war dies meine zweite Herausforderung in diesem Jahr.

Der Ablauf
Der Saal füllte sich. Die vielen Marine-Uniformen und goldenen Streifen schafften ein Klima der Würde. An den Wänden im Vorraum hingen historische Gemälde aus der Kaiserzeit von Schiffen zur See.
Ich bekam einen Arbeitsplatz ganz vorne. Aufgrund der engen Bestuhlung war von Anfang an nur das digitale Graphic Recording in Frage gekommen. Hier hätte meine große Zeichenwand keinen Raum gefunden. Rechts von mir saß ein ein Student der internationalen Beziehungen und kontrollierte die Präsentationen, links von mir saß die Presse. Es war eng. Richtig eng. Kaum reichte der Platz zum Zeichnen.
Insgesamt gab es drei große Themenblöcke, die von jeweils einem Kurzvortrag der späteren Diskussionsteilnehmer eingeleitet wurden, dann folgte die Diskussion und Beantwortung der Fragen aus dem Publikum. Die Inhalte sind am Ende des Blogeintrags über die Links einsehbar.


Ich muss zugeben, am Anfang habe ich mich mit der Materie schwer getan. Doch im Laufe des Vormittags zeichnete ich mich warm und die Bilder wurden immer besser. In den Pausen wurden die fertigen Bilder über den Beamer als Diashow eingespielt und haben für Erheiterung, Staunen und Begeisterung gesorgt. Mit Freude habe ich das Lob entgegengenommen.
Wie habe ich es technisch gelöst?
Wie immer arbeite ich mit dem Surface Pro und Photoshop. Jeden Vortrag, jede Diskussion habe ich als eigenes Bild visualisiert. Der Vorteil beim digitalen Graphic Recording ist, man kann erst mitschreiben und dann sehr flexibel damit arbeiten. Während ich mich anfangs mehr auf die reinen Aussagen konzentrierte, habe ich im Laufe des Tages auch zu jedem Thema einen thematisch passenden Hintergrund entworfen. In den Pausen kam dann der letzte Feinschliff.
Was hatte der Kunde davon?
Insgesamt sind an diesem Tag 21 einzelne Bilder entstanden, die am Tag selbst schon gezeigt wurden und später per Email an die Teilnehmer versandt wurden: für Jedermann zur freien Verwendung. Die Bilder selbst wurden auch im Abschlussprotokoll verwendet. Im Nachgang wurde ich noch gebeten, aus allen Bilder ein Gesamtposter in A0 zu erstellen und dabei nur die wichtigsten Kernaussagen zu extrahieren.
Es ist auch für mich immer wieder faszinierend, was in der Rückschau von einer Tag Diskussion dann auch sichtbar zurückbleibt. Plötzlich ist alles gar nicht mehr so kompliziert. Ich bin gespannt, wie es nächstes Jahr aussehen wird. In diesem Jahr war der blonde ältere Herr aus den USA schon sehr dominant gewesen; zwar nicht physisch anwesend, aber immer präsent im Wort und letztendlich auch in meinen Bildern.


Offizielles Ergebnisprotokoll
Proceedings von KISS2018 mit den erstellten Recordings als PDF
Inhalte und Teilnehmer der Konferenzen
Link zu den Inhalten von KISS2018
Link zu den Inhalten von KISS2019