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Graphic Recording

Meine digitale Bilderflut beim Graphic Recording in Salzburg und ein kurzer Moment der Berühmtheit auf Twitter

Es muss nicht immer das große Graphic Recording sein. Viele Kunden wünschen sich oftmals kleinere Formate. Hier ein Versuch mit digitalen Bildern.

Regelmäßig arbeite ich für das Salzburg Global Seminar und manchmal auch rein aus der Freude dort zu sein: die internationale Umgebung, die motivierten Menschen, die herzliche Gastlichkeit und das Schloss Leopoldskron inspirieren mich.

Kleine Bilder für die Session “Social Emotional Learning”

Vor Weihnachten wird es in meinem Geschäft immer ruhig und es bleibt Zeit für “freies Arbeiten” und neue Dinge zu testen. Genau dafür hatte ich mir das mehrtägige Seminar (Session 603) zu “social emotional learning” Anfang Dezember 2018 in Salzburg ausgesucht, um herauszufinden, ob einzelne kleine Bilder beim Graphic Recording besser ankommen als ein großes.

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Angestrengt beim digitalen Zeichnen auf dem Surface mit Photoshop

Da der Platz im Seminarraum aufgrund der vielen Teilnehmer sehr begrenzt war, entschloss ich mich für platzsparendes digitales Graphic Recording auf meinem Surface Pro4. In 2,5 Tagen sind so 43 einzelne Bilder entstanden, die jeweils eine Kernaussage oder wichtige Frage im Bild festhalten. Die Bilder wurden nach jeder Session auf DIN A3 gedruckt und im Raum aufgehängt. Anfangs noch in SW, dann in Farbe. Orange war die offizielle Farbe dieser Session 603.

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Bildimpressionen von Session 603

Der große Vorteil der kleinen Bilder

Da die Erstellung eines großen Bildes beim digitalen Graphic Recording immer schwierig ist, kamen mir die kleinen Bilder sehr entgegen: eine Aussage, ein Bild. Auch das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv: Man könne die einzelnen Bilder leichter aufnehmen und verstehen und würde sich nicht in den Tiefen eine großen Wimmelbildes verlieren. Und die Kommunikationsabteilung des SGL liebte die einzelnen Bilder, da sie viel besser auf den sozialen Medien zu verteilen und in die offizielle Dokumentation wie dem Abschlussbericht einzubinden sind.

Selbst im während der Session täglich erscheinenden Newsletter haben die Bilder Einzug gefunden (hier ein Beispiel als PDF).

Verschiedentlich haben mich Tagungsteilnehmer danach noch angesprochen und gebeten, die eine oder andere Zeichnung leicht anzupassen, was ich gerne getan habe. Und selbst jetzt – Monate danach – tauchen immer mal wieder einzelne Bilder auf Twitter auf. #SGSedu #SEL

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Eine kleine Auswahl der 43 Bilder. Alle Bilder sind auf flickr (Link unten im Text) frei verfügbar und dürfen beliebig verwendet werden. Über eine Nennung meines Namens freue ich mich natürlich.

Der kleine Nachteil der kleinen Bilder

Es fehlt etwas die Stimmung, die von einem einzelnen großen Bild auf der Tagung ausgeht. 3 x 1 m sind eine visuelle Aussage, die im Raum steht und sichtbar ist. Die großen Poster haben ihren eigenen Wow-Effekt. Auch lassen sich Aussagen, die wiederholt fallen und einem Thema zuzuordnen sind, besser im Kontext darstellen. Bei vielen kleinen Bildern kann man sich leicht verzetteln, im wahrsten Sinne des Wortes. Sinnvoll wäre es hier gewesen, die Bilder thematisch zu gruppieren und die Pinboards mit Überschriften zu versehen. Eine Erfahrung für das nächste Mal. Bei den großen Bildern ist der Überblick von Natur aus besser gegeben.

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Würde ich es wieder machen?

Auf alle Fälle. Die einzelnen Bilder haben eine viel stärkere Verwendung vor allem auf Twitter gefunden. Und für die Teilnehmer waren die Bilder auf flickr (Link zu den Bildern) nach der Session zum Download frei verfügbar. Gefühlt war der Mehrwert für die Teilnehmer im Sinne der Nachhaltigkeit wesentlich größer und ich denke sie sind oft auch bei Präsentationen verwendet worden, ohne dass ich je davon erfahren habe. Aber das war ja genau der Sinn gewesen. Wer übrigens am Abschlussbericht interessiert ist, hier geht’s zum Bericht auf der Website von SGL.

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Die Bilder vom zweiten Tag, jetzt in Farbe

Mein kurzer Moment der Berühmtheit auf Twitter

In einer der Panelsessions war ein Video (Link auf Youtube) von Indiens stellvertretendem Ministerpräsident Manish Sishodia zu sehen, wie er eine Schule besucht, in der bereits vom Elternhaus traumatisierte Mädchen mit Hilfe von Bewusstseins-Training noch vor dem eigentlichen Unterricht psychologisch stabilisiert werden. (Bericht auf Youtube darüber von der Washington Post) Die dazu stattfindende Routine am Morgen der Schulstunde nannte er “Happines Class”. Es war ein sehr bewegendes Video gewesen und ich hatte dazu eine kleine einfache Zeichnung angefertigt.

Im Laufe des Tages kam der Vertreter des Ministerpräsidenten zu mir und fragte mich nach meinem Twitteraccount. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Als ich am Abend kurz in Twitter reinsah, traute ich meinen Augen nicht. Ich dachte erst an einen Fehler: gut 300 Notifications und steigend. Manish Sishodia hatte mein Bild getwittert: insgesamt wurden es 1002 Likes und 482 Retweets. Das war mir auf Twitter noch nie passiert. Sonst bleibt es bei 5 Likes und vielleicht mal einem Retweet. Aber wie alles auf Twitter: es war ein kurzes Strohfeuer, das nur ein paar Tage anhielt und dann wieder verglühte. Für mich hatte sich nichts geändert. Aber es hatte mich gefreut. Sehr sogar.

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Auszüge aus dem Twitterfeet von Manish Sisodia (links), Microsoft Education (Mitte) und dem Tagungsteilnehmer Mark Sparwell (rechts)
Happiness-Class
Die Mädchen vor und nach der Happiness-Schulstunde
Neubeuern, Deutschland

Von Dr. Wolfgang Irber

Wolfgang ist Illustrator im B2B-Bereich und überzeugter Surface-Pro-User. Er visualisiert Visionen & Strategien, leitet und illustriert Workshops, begleitet Führungskräfteseminare, unterrichtet Sketchnoting und erklärte die kreative Nutzung eines Surface in Kursen.
Sein wichtigste Arbeitsmittel ist immer der Stift. Ob auf Papier oder digital auf seinem Surface. Im Blog, auf LinkedIn, Instagram, Twitter und Facebook berichtet er mit spitzem Surface Pen regelmäßig über ganz persönliche Erfahrungen aus der Welt der Illustration und der Digitalisierung.